Abschiedsbrief von Elisabeth Schneider-Brandauer:
Frau Dir. Schneider-Brandauer verlässt Schule, um sich einer neuen Herausforderung zu stellen.
Wir wünsche Ihr auf Ihrem weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute!
Abschiedsbrief von Elisabeth Schneider-Brandauer:
Salzburg, 5.Juli 2020
Liebe Eltern!
Mit diesem Brief erreichen Sie ungewöhnliche Zeilen aus der Direktion.
Ich werde mich beruflich verändern und am 14. September die Stelle als Seelsorgeamtsleiterin in der Diözese Gurk-Klagenfurt annehmen.
Ich war eigentlich nicht auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Diese Stelle ist mir „zugetragen“ worden und ich habe mich erst am Mittwoch vergangener Woche definitiv dafür entschieden.
In Klagenfurt hat vor Kurzem ein neuer Bischof die Diözese übernommen. Er war vorher mehrere Jahre in der Caritas tätig. Sein Anliegen ist, dass die Kirche zuallererst den Menschen mit seinen Hoffnungen und Sorgen in den Mittelpunkt stellt. Dieser Aspekt ist genau ein Herzensanliegen von mir und war der Hauptgrund, warum ich mich für diese Aufgabe entschieden habe.
Ich war jetzt 16 Jahre an unserer Schule. Bereits als ich 2004 hier zu arbeiten begann, stand eine Schulschließung im Raum. Der Grund war damals, dass die Schule den Ruf einer „strengen“ Mädchenschule hatte, obwohl schon die ersten Buben im Haus waren. Es wurden daher immer weniger Kinder angemeldet. Mein Auftrag war, ein Schulkonzept zu entwickeln, das der Schule eine Zukunft ermöglichen sollte.
Wenn ich heute zurückblicke, bin ich auf 3 Dinge besonders stolz:
Auf den Musikschwerpunkt, auf das „bunte Gesicht“ unserer Schule und auf die Herzensbildung, die bei uns groß geschrieben wird. Sie wird bei unseren Festen und Feiern spürbar aber auch und besonders im Bemühen um jedes einzelne Kind. Ich habe hier als Schulleiterin vielleicht eine Richtung vorgegeben, aber das ganze Team hat diese Markenzeichen immer mitgetragen und ausgebaut.
Einen ganz besonderen Bezug habe ich zu den Sozialpädagoginnen, die in der Nachmittagsbetreuung (GTS) arbeiten, weil wir es gemeinsam geschafft haben, dass hochbegabte junge Frauen in Österreich eine Zukunft aufbauen konnten.
Wenn ich jetzt weggehe, bin ich dankbar für viele schöne, intensive und konstruktive Momente.
Ich bin dankbar für viele gute Jahre mit den Franziskanerinnen bis zum 25.März 2019 und für die Begegnungen mit den Schwestern im Haus sowieso.
Ich bin dankbar für ein großartiges Pädagogenteam. Es ist das wichtigste Kapital einer guten Schule.
Überschlagsmäßig sind in meiner Zeit mindestens 19 Lehrerkinder auf die Welt gekommen. Da gab es viele Abschiede und viele neue Gesichter. Erstaunlich war für mich das Phänomen, dass junge LehrerInnen oft ganz schnell auf den fahrenden Zug aufgestiegen sind und binnen kürzester Zeit Topleute wurden.
Noch immer traurig bin ich über den endgültigen Abschied von Elisabeth Falkensteiner.
Ich bin ein sehr beziehungsorientierter Mensch. Die Begegnungen mit allen Leuten im Haus: Kinder, Lehrer, Eltern, Schwestern, Hauspersonal, Kollegen und Kolleginnen von der Bafep, Musiker und Sportler (MOTA) habe ich geliebt. Manchmal wurde ich zugetextet, manchmal war es umgekehrt (ich rede nämlich auch gern). Daraus sind oft intensive Begegnungen, ja fast oder wirklich freundschaftliche Kontakte entstanden.
Wenn man dazu neigt, das so zu gestalten, ist Weggehen schwieriger, finde ich.
Wenn ich es recht überlege, scheint zwar der Abschied von mir auf den ersten Blick ungünstig aber es fügen sich einige wichtige Bausteine günstig aneinander und ich habe das Gefühl, dass uns jemand trägt.
Einer dieser Bausteine ist, dass Christoph Sebald ganz schnell und unkompliziert eine interimistische Leitung übernehmen wird. Wir haben ja bisher schon gut zusammengearbeitet und verstehen uns gut und werden die Übergabe bestmöglich gestalten. In vielen Schulen gibt es gar keine Übergabe.
Ich wünsche mir, dass alle diese Chance auf neue Ideen und frischen
Wind durch Herrn Sebald und das vitale, junge Team erkennen können und mir nicht lange nachweinen.
Ich möchte noch meine drei Lehrmeister verraten:
Das erste sind wichtige Worte aus der Hl. Schrift so wie aus dem Buch des Propheten Jesaja: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“ Dazu gibt es auch eine Dialektfassung, die mir gefällt: „Tua da nix o, du hast eh mi“.
Die zweite Lehrmeisterin ist Ruth Cohn. Sie war Jüdin und ist hochbetagt vor wenigen Jahren in der Schweiz gestorben. Sie hat Lernmodelle für Gruppen entworfen mit dem Anliegen, dass so etwas wie der Holocaust nie wieder passiert. Dafür ist es unglaublich wichtig, dass Menschen sich immer mit Wertschätzung begegnen. Von ihr stammt der Satz: „Wir sind nicht allmächtig, aber wir sind auch nicht ohnmächtig!“ In Bezug auf unsere Schulzukunft habe ich meine Mächtigkeit nicht mehr gespürt aber Herr Sebald und der Elternverein gleichen das aus.
Und die dritten Lehrmeister sind die Kinder für mich: ihre Gradlinigkeit, ihre Offenheit und wenn sie vor Freude strahlen- dann hüpft dir Gott aus ihren Augen entgegen.
Was ich mir wünsche:
Ich wünsche mir einen „Segenswünscheteppich“ für unsere Schule und einen für meinen Weg nach Klagenfurt (und immer wieder zurück).
Ich bin noch bis 12. September in Salzburg und freue mich über Zuspruch.
In großer Verbundenheit
Elisabeth Schneider-Brandauer